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Wesel

Der Westen, vom 25.05.2008

Pdf aus der Neuen Ruhr Zeitung

Ohne Gage und für die gute Sache

VON STEFAN SCHMELTING

MUSIK. Zugunsten der Telefonseelsorge spielte das Laien-Bläserensemble „BlechCONtakt“ bei der Matinee im Lutherhaus auf.

WESEL. Profis, die eigentlich gar keine sind: Im Weseler Lutherhaus gastierte mit „BlechCONTakt“ ein herausragendes Laien-Bläserensemble, das sowohl mit Klassik als auch mit Filmmusik zu überzeugen wusste. Die Einnahmen der vom Lions-Club Wesel veranstalteten ersten Luthersaal-Matinee am Sonntag sind für die Arbeit der Telefonseelsorge Niederrhein-Westmünsterland bestimmt: „Hier sind insgesamt 90 Mitarbeitende ehrenamtlich aktiv und jeden Tag erreichbar, um anderen Menschen in Notlagen zu helfen“, erklärte Lions-Präsident Dr. Matthias Imach.

„Das Ensemble musiziert professionell, die Mitglieder verdienen damit allerdings nicht ihr Geld“, erläuterte Imach. Im Gegenteil. „BlechCONTakt“ traten ohne Gage auf, und stellten sich in den Dienst der guten Sache. Die elf Musiker mit ihrem Dirigenten Martin Müllbauer boten dabei ein spielerisches Niveau, das Laienmusiker normalerweise nicht erreichen. Auch die Zusammensetzung überraschte: Alle Ensemble-Mitglieder haben bereits in Aachener Studienzeiten vor mehr als zehn Jahren zusammen musiziert und arbeiten nun als Physiker, Ingenieur oder Kaufmann. Sie treffen sich jährlich nur zu einer Probe und geben ein bis zwei Konzerte. Um so bewundernswerter war das harmonische Zusammenspiel.

Das Programm „Classic meets movie“ beinhaltete im ersten Teil Musik klassischer Größen, wie Händel, Bach, Beethoven und Verdi. Für die Besetzung (vier Trompeten, zwei Hörner, vier Posaunen und eine Tuba) bedient sich die Gruppe der Arrangements ihres Posaunisten Christof Schadt, oder wie bei dem Bachchoral „Wachet auf ruft uns die Stimme“ der Bearbeitung des „German-Brass“ Gründers Enrique Crespo. Die „Egmont-Overtüre“ Ludwig van Beethovens war sicher eins der anspruchsvollsten und längsten Stücke des Konzertes. Moderator und Hornist Christoph Hüls erklärte den historischen Hintergrund: Graf Egmonts Enthauptung als Hochverräter und Rebell auf dem Marktplatz in Brüssel gilt als Beginn des Achtzigjährigen Krieges der Niederländer gegen die Spanier. „Alles für sie in acht Minuten zusammengefasst.“

Der zweite Teil war bekannten Filmmelodien gewidmet. Mit „Indiana Jones“, den „Pirates of the Caribbean“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ spannten die Musiker den Bogen von Filmmusikkomponisten wie Ennio Morricone und John Williams zum „Neuling“ Klaus Badelt. Der macht allein wegen der kurzen Kompositionszeit des „Piraten der Karibik“ (16 Tage) von sich reden.

Langer Applaus am Ende zögerte den Dank an die Musiker hinaus und provozierte zwei Zugaben. Mit „Children of Sanchez“ zeigten die Bläser, dass auch Big-Band-Musik für sie kein Fremdwort ist. Die Polka zum endgültigen Schluss ließ die Zuhörer begeistert mitklatschen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und rund um die Uhr unter 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 zu erreichen.